Ellenberg, Karby, Habertwedt – die Debatte, die Standorte zusammenzulegen, reißt nicht ab

Rebecca Nordmann Kappeln/Karby
Die Herausforderung, vor der die Grundschule Karby steht, ist offenbar nicht nur räumlicher Natur. Es scheint ums Grundsätzliche zu gehen, zumindest wenn man die Worte des Kappelner Stadtvertreters Thomas Grohmann (CDU) hört. Schulverbandsvorsteher Helmut Andresen hatte kürzlich nach Karby eingeladen, um in einem kleinen Arbeitskreis die künftige Raumplanung der Grundschule zu besprechen. Es dauerte allerdings nur wenige Minuten, bis Grohmann der Debatte einen anderen Stempel aufdrückte – nämlich den, ob der Schulverband statt weiterhin drei Schulstandorten doch lieber nur einen unterhalten sollte. Eben das hatten Kappelner Verbandsvertreter bereits in der jüngsten Schulverbandssitzung zur Sprache gebracht.

Helmut Andresen hatte der kleinen Versammlung, an der außer ihm und Grohmann zudem der Karbyer Bürgermeister Arno Henkel, die Schulleiterin der Karbyer Grundschule Inka Gorecki und deren Stellvertreterin Britta Neumann sowie jeweils eine Vertreterin des Schulelternbeirats und des Schul-Förderkreises teilnahmen, kurz den Status quo umrissen. „Wie gestalten wir die Grundschule?“, schickte er quasi als Leitfrage vorab, denn: „In dem Zustand, in dem sie sich jetzt befindet, ist sie nicht zukunftsfähig.“

Tatsächlich sollten dem Arbeitskreis bei einem Rundgang mehr als nur Unzulänglichkeiten auffallen: So ist der Laubengang, der Alt- und Neubau miteinander verbindet, nicht isoliert, der Altbau ist nicht barrierefrei, der Brandschutz gilt als kritisch, die Akustik als problematisch, die Umstände, unter denen in einer ehemaligen Lehrerwohnung im Obergeschoss das Mittagessen für die Kinder vorbereitet wird, gelten als nicht zeitgemäß. Im Anbau aus den 70er-Jahren teilen sich derzeit die Schulleiterin, ihre Stellvertreterin und die Sekretärin ein äußerst überschaubares Büro, der einzige große Raum, der allen Schülern für gemeinsame Veranstaltungen Platz bietet, muss gleichzeitig auch als Differenzierungsbereich genutzt werden.

Das Hamburger Architekturbüro Johannsen und Partner, das bereits die Nordlicht-Schule in Süderbrarup konzipiert hatte, hatte sich auch schon mit der Karbyer Schule befasst und mehrere Varianten vorgeschlagen – vom Komplett- bis zum Teilabriss. Schulleiterin Inka Gorecki sprach von derzeit 106 Kindern, die in Karby zur Schule gehen – „Tendenz steigend“. Das Einzugsbereich erstreckt sich demnach von Ellenberg und Olpenitz über Karby und Damp bis nach Waabs und Holzdorf. Gorecki: „Eltern gucken nicht so sehr auf das Gebäude oder auf einen weiten Fahrweg. Sie suchen sich aber gezielt kleine Einrichtungen aus und nehmen unsere pädagogische Arbeit unter die Lupe.“ Das Ergebnis? „Unsere Arbeit wird geschätzt“, sagte Gorecki. Aber: „Wir stoßen räumlich an Grenzen.“ Man müsse pro Jahr fünf bis sechs Kindern eine Absage erteilen.

Helmut Andresen konkretisierte die Zahlen insofern, als dass er klarstellte, dass derzeit 22 Kinder aus Kappeln die Schule in Karby besuchen. „Das sind die, die im Falle einer Aufgabe des Karbyer Standortes nach Ellenberg wechseln würden, der Rest würde nach Süden abwandern“, sagte er – also einen zahlenmäßigen Verlust für den Schulverband bedeuten. Andresen: „Die Schülerzahl in Karby ist auf Dauer gesichert.“

Eben daran hatte Thomas Grohmann Zweifel, betonte aber gleichzeitig sein Verständnis dafür, dass an der Schule etwas getan werden müsse. Allerdings sprach er auch von einer „einmaligen Chance“, die sich jetzt eröffne, den sehr kleinen Standort Habertwedt, den nahe liegenden und sanierungsbedürftigen Standort Karby und den mit Brandschutz-Problemen behafteten Standort Ellenberg zusammenzuführen – „dabei ist es erstmal total egal, wo diese neue Schule dann stehen mag“, so Grohmann. Er sei sich bewusst, dass es Vorbehalte gebe, aber: „Kappeln trägt bei einer Vier-Millionen-Investition in Karby 70 Prozent der Kosten. Von daher sollten wir diese Diskussion sachlich und ernsthaft führen.“

Zwar machte Helmut Andresen darauf aufmerksam, dass man aufgrund des nur kleinen Zeitfensters, innerhalb dessen in Ellenberg der Brandschutz umgesetzt werden müsse, um diese Kosten nicht herum komme – „egal, ob wir eine neue Schule bauen“. Er betonte aber gegenüber Thomas Grohmann auch: „Wir wollen dieser Diskussion auch gar nicht aus dem Weg gehen.“ Gleichwohl hielt er deutlich daran fest: „Es gibt eigentlich keinen Grund, den Standort Karby aufzugeben.“ Inka Gorecki sah das ähnlich: „Wenn wir eine sterbende Schule wären, müssten wir nicht weiter reden“, sagte sie. Eben das sei Karby aber nicht. Vielmehr sei seit 30 Jahren baulich nur sehr wenig passiert, und das müsse nun eben dringend nachgeholt werden. Und Helmut Andresen blieb dabei: „Selbst wenn wir es so negativ rechnen wie möglich, wäre diese Schule auch in 30 Jahren noch gerechtfertigt.“

Andresen und Grohmann einigten sich darauf, das Thema im Schulverband weiter zu diskutieren, Grohmann schlug vor, zudem den Architekten dazu zu bitten. Und Andresen kündigte an, für die nächste Verbandssitzung einen Tagesordnungspunkt dazu einzustellen.

Quelle: Schleibote vom 26.10.2020